Mission possible: IL-96 und Tegucigalpa (Kuba, Panama, Honduras)

Am 25.03.19 ist es endlich soweit. Meine Reise startet. Schon seit wenigen Jahren fuxte mich die IL-96. Jeder hatte sie schon im Logbuch, doch ich habe sie knapp verpasst, als Aeroflot sie außer Dienst gestellt hat. Somit blieb nur noch Cubana als letzter IL-96-Betreiber übrig. Doch vor zwei Jahren war es ein Lotteriespiel. Nur jeder zweite Madrid-Havanna-Flug war mit der IL-96. Der Rest war mit PlusUltra A340 oder HiFly. Also zu hohes Risiko. Doch letztes Jahr waren bis auf vier Flüge im ganzen Jahr alle mit der IL-96. Diesen Trend nahm ich zum Anlass und buchte mich drauf.
Es ist der 25. März und am Abend fliege ich zunächst mit Iberia nach Madrid. Dort übernachte ich bei meiner Cousine.
Am nächsten Tag checke ich gleich nach dem Aufstehen FR24. Und es gibt Anlass zur Freude: es kommt tätsächlich die IL-96.
Der Check-in beginnt 4h vor dem Abflug. Ich bin 4,5h vorher da und habe schon 20 Leute vor mir in der Schlange. Aber ich bekomme einen guten Platz. Der Flug geht zuerst nach Santiago de Cuba und dann weiter nach Havanna. Das heißt, alle Paxe nach Havanna müssen vorne in den ersten 12 Reihen sitzen, dahinter alle Paxe nach Santiago.
Ich gehe noch kurz ins Terminal 2. Dort erwarte ich die Ankunft meiner IL-96. Und ich kann sie auch passabel ablichten.
Beim Boarding fällt mir auf, dass mir kein Ostmief in die Nase steigt. Auch sonst so sehr modern und unauffällig. Unbedarfte Paxe könnten die IL durchaus mit einem A340 verwechseln… wenn da nicht die fehlenden Overhead Bins über der Mittelreihe wären. Das war das auffälligste.
Die Sitznummern befinden sich jeweils auf der Rückseite des Sitzes, was bei einigen Gästen für Verwirrung sorgt, auch bei mir.
Vom Sound her absolut langweilig, aber das ist ja bekannt.
Während des Fluges gibt es trotz vorhandener Bildschirme kein Entertainment. Lediglich die Flugdaten werden gezeigt. Der Service war marginal, ich war vor dem Flug hungrig, während des Fluges und danach… die Besatzung aber nett. Zumindest die Männer. Erklären auch einiges zur IL. Nur die älteren Frauen sind griesgrämig und sowjetisch ernst…
Der Blick auf die Triebwerke vorderhalb der Business ist klasse.

Dann folgt die Landung in Santiago de Cuba. Die Paxe für diese Destination steigen als erstes aus. Wir nach Havanna danach. Es geht in einen Transitbereich des sowjetisch anmutenden Terminals. Kubanischer Charm und auch die ersten Bücher von Fidel Castro liegen zum Verkauf bereit. Man wird nochmal durchsucht, absolut unnötig und auch nur pro Forma. Mit einem Transitpass geht es wieder zurück in die IL. Freie Platzwahl, aber nur in den vorderen Reihen dürfen wir sitzen. Das Personal passt auf, dass keiner hinter Reihe 12 sitzt. Dann kommen die Paxe für den Domestic-Flug Santiago Havanna. Diese sitzen hinter uns. Also einen gemischten Domestic/International-Flug hatte ich auch noch nicht.
Mittlerweile bei Nacht geht es weiter nach Havanna. Dort mit einem Taxi ins Airbnb. Dieses ist klasse, mit toller Dachterrasse. Das schöne an Kuba ist, dass man unbedenklich überall in der Nacht herumlaufen kann, da die Kriminalitätsrate sehr sehr niedrig ist.

Die meisten von euch werden Havanna kennen, daher lasse ich Bilder sprechen. Was auffällig ist: die Mädels sind wirklich fast alle durch die Bank rattenscharf. Wirklich viel fürs Auge.
Auch die Autos immer wieder beeindruckend und toll. Es fahren immer noch viele Oldtimer aus den 50/60ern.
Die Abendstimmung am Malecon ist ganz nett, auch wenn das Licht für Fotos nicht so war wie erhofft.

 

Am 28.03. geht es in der Früh zum Airport. Im Terminal gibt es noch echt Telefonzellen. Mit Copa 737-800 (auf der Strecke von und nach Kuba werden nur die ausgeranzten alten 737 eingesetzt…) schön am vergammelten Fuhrpark der Cubana vorbei.
Dann geht es nach Panama. Der Service in der Copa gut. War auch sauteuer der Flug. 550€ HAV-PTY-TGU-HAV ist schon mächtig… aber auch die einzige Möglichkeit.
In Panama geht es mit dem Taxi in die Stadt in mein Hotel. Ein richtiger Wald an Hochhäusern. Echt extrem. Da ist Geld vorhanden…

Gleich im Anschluss fahre ich mit dem Taxi nach Gamboa zum Rainforest Resort. Dort mache ich eine einstündige Bootstour auf dem Panamakanal. Zunächst vorbei an den Ozeanriesen in abgelegenere Gebiete, wo ich viele Tiere inkl. Faultier und Ameisenbär sehe. Ich bin beeindruckt von der Artenvielfalt. Auch beeindruckend, wenn mal wieder ein riesiges Schiff in Sichtweite vorbeifährt. Hier ist der Kanal breit wie ein riesiger Fluss. Zurück beim Miraflores Center ist er verengt zu zwei kleinen Fahrspuren in einer Schleuse. In zwei Wellen pro Tag fahren hier die Schiffe durch. Am Morgen 20-30 Schiffe Richtung Atlantik und am Nachmittag das gleiche Richtung Pazifik. Schon eine eindrucksvolle Konstruktion.
Der Tag ist nicht lang und schon sehe ich mich wieder im Hotel zwischen den Hochhäusern.

 

29.03.: Am Morgen geht es mit Copa 737-800 zunächst nach San Jose in Costa Rica. Kurz vor unserer Landung verunfallt eine Cessna Grand Caravan, ein Fahrwerk brach bei der Landung. Das Ergebnis: die Landebahn ist blockiert und wir müssen kreisen. 20min lang. Dann endlich ist die Cessna abgeschleppt und wir können bei strammem Crosswind landen. Nach kurzem Aufenthalt geht es gleich weiter zur eigentlichen Destination: Tegucigalpa. Unterwegs beeindruckender Blick auf einen der großen Vulkane Nicaraguas.

Kurz vor TGU auch hier eine kurze Warteschleife bevor es ans Eingemachte geht. Der Anflug ist immer noch einer der gefährlichsten der Welt, auch wenn man den Platz deutlich durch Abtragung eines Berges vor der Landebahn entschärft hat.
Zunächst überfliegt man die Runway in Landerichtung. Dann folgt der circling approach auf die Rwy 02. Man macht also eine 360°-Kurve nach links, bis man im Endanflug ist. Grund für dieses Prozedere sind die umgebenden hohen Berge. Doch auch in der Kurve fliegt man beeindruckend knapp über dem Boden. Und auch an beiden Seiten sind die Häuser zum Greifen nahe.

Nach meiner Ankunft werde ich von meinem Spotterfreund Heber abgeholt. Es geht gleich zum Spotten an die Rwy. Es gibt wirklich tolle Spotterpunkte, auch wenn die besten seit der Entschärfung des Platzes nicht mehr existieren. Aber auch die verbleibenden sind nur mit Locals zu erreichen weil versteckt oder in bewachten Communities, wo man als Ausländer sonst nicht reinkommt.
Übernachten darf ich bei Heber. Er hat mit seiner Familie ein großes Haus in einer reichen Wohngegend. Sein Vater war ein hohes Tier beim Militär, das sieht man auch auf dem Foto im Wohnzimmer… aber sehr sehr nette und gastfreundliche Leute.

Am nächsten Tag steht wieder Spotten auf dem Programm. Die Flugbewegungen sind nicht allzu viele, aber trotzdem ausreichend für ein paar nette Fotos.
Da gerade viele Waldbrände im Land wüten, rückt ein UH-1 Iroquois mit Löschbeutel aus.
Mein anderer Spotterfreund Oscar fliegt fürs Militär, ich kann ihn nach seiner Landung mit der Caravan ablichten. Im Aviation Museum sind interessante Flieger ausgestellt.
Durch meinen Kontakt zum Militär darf ich sogar mit Oscar auf die Militärrampe und dort auch fotografieren. Zu meiner Freunde, denn dort steht die bis vor wenigen Jahren noch geflogene C-47 in toller Lackierung und auch eine IAI Avara, welche Oscar vor wenigen Jahren noch geflogen hatte.
Am Vorfeld stehen viele Kleinflugzeuge, das sind von Drogenschmugglern konfiszierte Maschinen. Aber auch alte C-47 stehen herum und eine Herc.
Im Hangar eine Let-410, eine Westwind, welche immer noch aktiv ab und an den Präsidenten des Landes fliegt und mehrere Caravans. Oscar zeigt mir stolz das Cockpit der neuesten Caravan des Militärs mit den neuesten Rafinessen.
Dann ist der Tag auch schon wieder zu Ende.

31.03.: Am Vortag wussten wir bereits, dass eine 737-200 der Aviatsa um 0900 einen Charterflug von TGU nach Roatan machen sollte. Doch mehr war nicht bekannt. Auf gut Glück fahren Heber und ich in der Früh gleich vor dem Frühstück noch zur Rwy. Wir öffnen die Autotür und hören noch einen lauten Reverser. Mist! Knapp verpasst. Die 737 war bereits gelandet. Aber das Licht war eh nicht so gut. Eigentlich sollte die dann eine Stunde später wieder rausgehen, doch wir trauen dem Frieden nicht und sind schon 30min später wieder am Platz, nachdem wir noch einmal heimgefahren sind und mein Gepäck geholt hatten. Kaum angekommen, steht die 737 schon nach dem Pushback auf dem Taxiway. Und das 35min nach der Landung! Glück gehabt. Sie rollt an uns vorbei. Eine echt spitzengeile Lackierung! Dann erfolgt der laute Take off und sie verschwindet im starken Waldbranddunst über der Stadt.
Meine Zeit in Honduras ist abgelaufen und so bringt mich Heber zum Flughafen.
Mit einer Copa 737-800 geht es nach Panama zurück. Dort sehe ich eine LAS Cargo 727-100 landen, ein wirkliches Highlight. Im Abflug mit einer anderen Copa 737-800 sehe ich die Maschine am Cargo Apron stehen. Auch zwei CASA 212 des panamaischen Militärs und eine C-17 der USAF.
Spät am Abend lande ich wieder zurück in Havanna.

01.04.: Noch einmal habe ich einen Tag Zeit in Havanna. Mein Airbnb diesmal ist typisch kubanisch. Sehr nett. Ich mache wieder Sightseeing und fahre auch mit dem Hop on hop off-Bus.
Es geht vorbei an der Botschaft von Amerika.

Dann grüßt Hugo Chavez von einem der Häuser. Meine Frau (sie ist Venezolanerin) würde mich für dieses Foto lünchen… aber es muss schließlich alles dokumentiert werden…
Vorbei am Riesenfriedhof Cristobal Colon geht es zum Plaza de la Revolucion. Vom Denkmal Jose Marti hat man einen guten Überblick über Havanna. Ach ja, so ein Lada kann schon mal kaputt gehen, mitten auf einem der sechs Fahrspuren…
Im Inneren des Denkmals wird natürlich Fidel Castro gehuldigt.

Mit einem 60er Buick geht es zurück zum Hotel und dann zum Flughafen. Man kann von außen noch bisschen spotten.
Dann geht es mit der gleichen IL-96 wie beim Hinflug (CU-T1250) zurück nach Madrid. Schöner Blick aufs nächtliche Havanna.
Der Flug ist ereignislos und wieder entertainmentlos. Dann Anflug auf Madrid und ich habe nach der Landung über fünf Stunden Aufenthalt bis zu meinem Iberia-Flug nach MUC. Die Zeit nutze ich, um noch einmal meine Cousine zu besuchen.
Am Abend bin ich wieder zurück in MUC.

Fazit: endlich die IL-96 gelocht und in TGU gelandet! Mission done! Kuba ist immer eine Reise wert, ich war bereits zum 2. Mal dort und es war wieder super. Panama ist sehr teuer. Die Taxifahrer skrupellos und zocken einen ab wie die Weltmeister, ansonsten hab ich ich mich immer sicher gefühlt. Honduras eines der gefährlichsten Länder der Welt. Ich hab mich zwar immer sicher gefühlt, aber ich war auch immer in Begleitung von Einheimischen. Zum Beispiel spotten die Locals auch nie am anderen Bahnende, der 20. Denn dort ist die Sicherheitslage ganz anders als an der 02. Nur einmal haben sie dort fotografiert, aber sind immer mit dem Auto gekreist und haben abgeschätzt, wann das Flugzeug nach dem Abheben auftauchen würde. Dann raus aus dem Auto, geklickt und sofort davongefahren, um die Kameras nicht an Kriminelle zu verlieren.

Die Flüge alle relativ teuer, Cubana gut 700€ und Copa exorbitant teuer mit 550€ für diese kurzen Flüge. Dennoch ein absolut gelungener Trip mit tollen neuen Eindrücken und neuen gewonnenen Freunden!