Das Wetter könnte nicht besser sein. Strahlender Sonnenschein im gesamten Alpenraum und kaum Wind. Um 10.25 Uhr starte ich mit einem Breezer in Kufstein (LOIK). Mit an Bord ist Klaus. Er ist Fluglehrer und hat den PPL sowie das Mountain Rating von Italien und Frankreich. Das brauchen wir nämlich für die Tour.
Zunächst fliegen wir das Inntal entlang bis Innsbruck. Kurzer Windcheck am Patscherkofel: 2kn. Das passt. Dann folgen wir dem Brenner bis Sterzing und schlagen Kurs nach Meran ein.
Knapp südlich davon biegen wir nach Westen ab, was uns an der Adamello-Gruppe vorbeiführt. Das sind die ersten Schnee- und Eisberge, die wir auf dieser Tour sehen.
Nach 1:37 landen wir in Sondrio (LILO). Hier gibt es eine komfortable 1050×23 große Asphaltbahn. Da der Platz unter der Woche PPR ist, hatte ich am Vortag per WhatsApp angefragt. So werden wir gleich vom Flugleiter begrüßt und zur Tankstelle geführt. Wir tanken auf 60 Liter voll. Es soll bis zu unserem übernächsten Ziel reichen, aber wegen dem Gewicht wollen wir nicht randvoll sein. Denn unser nächster Stopp wird der Altiport Chamois sein.
Die Alpenkulisse der umgebenden Berge in Sondrio beeindruckt. Wir machen 45 Minuten Pause. Dann starten wir wieder, weiter Kurs Westen. Nicht weit entfernt überfliegen wir den Lago di Como. Es ist zwar leicht diesig, aber die Landschaft mit den hohen umgebenden Bergen beeindruckt uns sehr.
Bereits über dem Lago di Como sehen wir den nächsten See, den wir kurz danach überfliegen: der Luganersee. Zum Glück haben wir das Schweiz-Ticket gezogen. Denn ULs dürfen seit August 2021 nur mehr nach vorangegangener Sonderbewilligung (Kosten 260 CHF) in der Schweiz landen und das gilt sogar auch für den Ein- und Überflug des schweizerischen Luftraums. Aber nun können wir ganz bequem den kleinen Zipfel der Schweiz über Lugano überfliegen. Wir befinden uns zwar auf 7100ft und sind somit über der CTR von Lugano, aber ich fühle mich immer wohler, wenn man am Boden weiß, dass wir da sind. So melden wir uns kurz über Funk am Flugplatz Lugano an.
Sobald wir die CTR über „Whiskey“ hinter uns gelassen haben, passieren wir auch zeitgleich wieder die Grenze nach Italien. Als nächstes genießen wir wunderbare Aussichten auf den Lago Maggiore. Dieser hat wirklich riesige Dimensionen.
Zu unserem Ziel könnten wir auch geradeaus weiterfliegen, doch vor uns befinden sich höhere Berge als unsere Flughöhe und wir wollen gerne auf 7100ft bleiben. So folgen wir dem Alpenrand ein Stück nach Südwesten. Das geht sich auch mit den Sperrgebieten im Luftraum aus. Hier haben sich ein paar Quellwolken über einigen Berggipfeln gebildet. Da täuscht wieder der bekannte Parallaxeneffekt durch den schrägen Blickwinkel. Es sieht aus, als ob die Wolken immer dichter werden und ein Durchkommen kaum mehr machbar wäre. Doch in Wirklichkeit sind es nur ein paar vereinzelte Wolken.
Auf Höhe des Flusses Dora Baltea flogen wir diesem nach Norden. Er führt uns wieder in die Berge hinein ins Aosta-Tal. Im Norden ist bereits das Matterhorn an der Grenze zur Schweiz sichtbar. Unterhalb dessen liegt der Altiport Chamois. Dort wollen wir als nächstes landen.
Zunächst überfliegen wir den auf 5709ft Höhe gelegenen Grasplatz und checken den Pistenzustand sowie den Windsack.
Alles ist frei und der Wind ist nur schwach. Auch am Funk nichts zu hören, also Landung frei. Etwas oberhalb der Schwelle beginnen wir unseren Endanflug. Auf den Karten erkennt man die extreme exponierte Lage des Platzes nicht so richtig. Doch nun, im Endanflug, flößt einem der unmittelbar vor der Piste um 650m steil abfallende Abgrund einen ordentlichen Respekt ein. Ich bin maximal angespannt. Auch wenn ich über 1800 Stunden Erfahrung auf dem Breezer habe, so einen Altiport kann man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Man darf sich hier keinen Fehler erlauben. Denn Durchstarten und Abdrehen ist ab einem gewissen Punkt nicht mehr möglich. Hinter der Piste steigt das Gelände stark an und neben ihr verhindern hohe Bäume ein Abdrehen. Zwar ist die Grasbahn mit nur 270m Länge knackig kurz, aber eine durchschnittliche Steigung von 16% relativiert das ganze wieder.
Im kurzen Endanflug geraten wir etwas zu tief. Ich muss fast Vollgas geben, um wieder auf die gewünschte Höhe zu kommen. Dann ist die Bahn auch schon unter mir. Alles geht nun rasant schnell. Gas etwas zurück und beherzt am Stick ziehen. Die Räder setzen auf, wir springen wegen einer Bodenwelle dreimal leicht nach oben. Aber die Steigung beendet das Springen ziemlich schnell. Am Schluss haben wir kurz vor dem flachen Plateau am Ende der Bahn Rollgeschwindigkeit und ich muss fast Vollgas geben, um nicht stehen zu bleiben. Neben der Holzhütte des Altiports parken wir. Chamois wurde im Jahr 1967 als erster Gebirgsflugplatz Italiens gebaut. Landen dürfen hier nur Piloten, die die Mountain Flying Qualification (MOU-Rating) haben und UL-Piloten, die einen Bergflugkurs absolviert haben. Und der Platz ist strikt PPR, man braucht die Genehmigung des Platzbesitzers Luca. Ausgeschlossen von der Landung sind VL3 und ähnliche Muster, da für diese die Beschaffenheit der Bahn nicht ausreichend ist.
Klaus und ich genießen das herbstliche Bergpanorama. Gerne hätten wir hier im Bergdorf Chamois übernachtet, doch wir hatten kein einziges freies Zimmer gefunden. Also müssen wir uns mit Aosta zufriedengeben. Nach gut eineinhalb Stunden Pause starten wir wieder. Um genügend Reserve zu haben, schieben wir den Breezer bis zum Beginn der Startbahn auf den letzten Meter zurück. Die Schwierigkeit beim Start besteht darin, dass man die Mitte der Bahn erst dann erkennt, wenn man vom flachen Plateau über die Kuppe nach unten rollt. Viele Piloten kommen dabei zu weit nach links. Wir haben uns vor dem Start alles ganz genau angeschaut und so haben wir kein Problem damit. Um 16.25 Uhr starten wir. Die Bahn ist ziemlich holprig, nach etwa zwei Drittel sind die Räder in der Luft. Nur wenige Augenblicke später sind wir über der Schlucht des Tals. Ein Start wie auf einem Flugzeugträger.
Vor der Landung in Aosta wollen wir uns noch das Matterhorn und den Gletscher Monte Rosa im schönen Abendlicht anschauen. Doch dazu müssen wir uns erst einmal von 5700ft auf über 11.000ft nach oben schrauben. Das dauert etwas, trotz Verstellpropellers. Eigentlich wollten wir das Matterhorn umrunden, doch die umgebenden Berge des über 14.000ft hohen Gipfels sind für unsere Flughöhe zu hoch. Doch auch von unserer aktuellen Höhe aus ist der Blick auf den berühmtesten Berg der Schweiz und den Monte Rosa Gletscher umwerfend.
In Aosta (LIMW) haben wir uns für die Zeit zwischen 16.30 und 17.00 Uhr zur Landung angekündigt. Da es schon 17.00 Uhr ist, wird es Zeit für den Sinkflug ins Aosta-Tal. Die hohen Berge werfen bereits viel Schatten auf den Talboden und die Sonne ist auch schon hinter diesen verschwunden. Einerseits wegen dem Schatten und andererseits wegen unseren Kameras frage ich den Tower nach der Landebahnbefeuerung. Erfreulicherweise wird diese für unsere Landung aktiviert. Hat man als UL auch nicht alle Tage.
Um 17.10 Uhr sind wir am Boden und tanken erstmal voll. Neben dem kleinen Terminalgebäude dürfen wir parken. Mit dem Taxi geht es in die Stadt zu unserem spontan gebuchten Hotel.
Am nächsten Morgen checken wir gleich nach dem Aufstehen mit Spannung das Wetter und die Webcams. Glück gehabt, kein Nebel im Aosta-Tal, der uns einen Strich durch die Rechnung machen hätte können. Und auch keine Wolken in den französischen Bergen, wo wir hinfliegen wollen. Perfekt! Bereits zum Sonnenaufgang um 06.30 Uhr sind wir am Flughafen und bereiten den Breezer vor.
Um 07.40 Uhr starten wir auf der 1499m langen RWY 27. Gleich danach schrauben wir uns über dem Wegpunkt MWE1 östlich des Flughafens nach oben. Denn für den Überflug der Berge nach Frankreich brauchen wir mindestens 8000ft. Dann geht es zum mächtigen Mont Blanc. Diesen passieren wir in nur 8 Meilen Distanz. Mit 15.781ft / 4810m ist er der höchste Berg Europas.
Dann wird es spannend. Das heutige Highlight steht bevor: die Altisurface La Tovière. Kurz bevor der Platz in Sicht kommt, fliegen wir am 3778m hohen Mont Pourri mit seinen drei Gletscherzungen vorbei.
Doch mehr als einen kurzen Blick können wir leider nicht darauf werfen. Denn wir brauchen nun volle Konzentration. Schon von weitem ist der schöne Stausee Lac du Chevril zu sehen. Direkt südlich von diesem liegt La Tovière. Wir sinken auf 7600ft. Das ist die Höhe, in welcher der Platz überflogen werden soll. Drei Minuten vorher funke ich auf 130,000 MHz, der allgemeinen Frequenz für alle Bergflugplätze in Frankreich, dass wir uns im Anflug befinden. Es antwortet keiner, wir scheinen die einzigen zu sein. Während des Überfluges sehen wir, dass die Piste in Ordnung ist und kaum Wind weht. Perfekt! Nahe an den Berghängen und der Seilbahn fliegen wir den Gegenanflug ab. Über dem großen einsam gelegenen Restaurant La Folie Douce drehen wir in den Queranflug ein. Dieser muss genau auf Höhe der Oberkante der Felswand, auf die man zufliegt, erfolgen. Eigentlich ist es für unseren Breezer eine 180°-Umkehrkurve, direkt in den Endanflug auf Piste 30. Auch hier muss man leicht oberhalb der Schwelle anfliegen, da die Bahn ansteigt. Die ersten 180m der insgesamt 330m langen Piste steigen mit 9% an, die übrigen 150m mit zunächst 16% und dann 18%. Die mittlere Höhe der Altisurface beträgt stolze 7350ft. Als Dichtehöhe habe ich für heute 7742ft errechnet. Da muss man sehr mit der Motorleistung aufpassen. Der Rotax-Vergaser hat hier nur mehr etwa 80% seiner Leistung auf Meereshöhe. Doch der Breezer ist sehr gutmütig und wir müssen nur etwas mehr Gas geben als sonst. Wieder überkommt auch einen erfahrenen Piloten das typische etwas beklemmende Altiport-Gefühl, nämlich dass man wegen des Geländes nicht durchstarten oder abdrehen kann. Allerdings etwas weniger als es in Chamois der Fall war. Denn der Flugplatz liegt nicht ganz so exponiert. Durch die anfänglich moderate Steigung und die großzügige Pistenbreite von 40m gestaltet sich die Landung als relativ einfach. Typisch für so eine hochalpine Bahn sind ein paar Steine und mehrere Löcher und Senken.
Hier, wie auch auf allen übrigen Altiports und -surfaces Frankreichs, dürfen nur Piloten landen, die die „Qualification Montagne“, also das Mountain Rating haben. ULs sind von dieser Regelung ausgenommen, allerdings nur wenn sie bis maximal 525kg MTOW zugelassen sind. Denn schwerere ULs bis 600kg brauchen für den Einflug nach Frankreich eine besondere Erlaubnis. Sie gelten dann wie eine Echo-Klasse und benötigen für eine Landung auf Altiports/-surfaces wieder die „Qualification Montagne“.
Um unseren Flugplan schließen zu lassen, rufe ich bei der französischen Flugsicherung DSNA an. Denn seit der italienischen Grenze hatten wir keinen Funk mehr. Die Aussicht in La Tovière ist atemberaubend. Nicht nur wegen der Schönheit der Berge und der Einsamkeit, sondern auch wegen des Sauerstoffmangels in der großen Höhe. Das Plateau, auf welchem geparkt wird, liegt sogar auf 7400ft. Auch der Mont Blanc mit seiner weißen Schneekuppe ist in der Ferne zu sehen. Man kommt sich vor wie auf einem anderen Planeten. In einem Rundzelt parkt eine Pistenraupe, ansonsten gibt es noch eine kleine Holzhütte des Aéro-club Méribel. Sonst finden wir nur Wanderwege vor. Eine gute Stunde genießen wir die Aussicht im schönsten Morgenlicht.
Weiter geht es ohne Flugplan. Nachdem wir kurz vor dem Start noch bis zur Kuppe der Startbahn vorgerollt sind, um uns zu vergewissern, dass keine Kuh oder kein Wanderer auf die Bahn gelaufen ist, schiebe ich um 09.38 Uhr den Gashebel auf Vollgas. Bis man bei der Kuppe angelangt ist, sieht man nicht allzu viel. Gut, dass ich die Piste vorher zu Fuß abgegangen bin und mir die Löcher und Senken gemerkt habe. So weiß ich genau, wo ich am besten rollen muss. Nach etwa der Hälfte der Bahn lösen sich die Räder vom Boden. Bewusst halte ich die Maschine ganz flach über der Piste und später über dem anschließenden Gelände, um keinen Strömungsabriss zu provozieren. Über dem Ort Val-d’Isère drehen wir zunächst zwei Vollkreise, um Höhe aufzubauen. Und zugegeben, um zu fotografieren und zu filmen. Dann überfliegen wir La Tovière noch einmal und verlassen das Tal in Richtung Norden.
Als nächstes fliegen wir den Altiport Valloire Bonnenuit an. Dieser liegt etwas südlich von La Tovière. Allerdings können wir ihn nicht direkt anfliegen, da ein hohes Bergmassiv den Weg versperrt. Wir müssen einen Bogen nach Norden und Westen fliegen. Dabei sehen wir unterwegs auch die Landebahn des weltberühmten Altiports Courchevel. Auf diesem bin ich vor genau 10 Jahren mit dem Breezer gelandet.
Valloire liegt wenige Kilometer südlich der gleichnamigen Stadt in einem engen Tal auf 5600ft. Hinter dem Altiport schließt sich das Tal. Hier weht aufgrund des Ventil-Effekts oft ein stärkerer Südwind, der viele Leewirbel bildet und die Landung sehr schwierig machen kann. Beim Einflug von Norden mache ich eine Blindsendung am Funk auf der 130,000 MHz und teile meine Absichten auf französisch mit. Das stellt sich als sehr praktisch heraus, denn ein anderes Flugzeug ist wenige Minuten zuvor in Valloire gestartet und passiert uns kurz nach meinem Funkspruch etwas unterhalb auf der rechten Seite. Erstaunlicherweise spricht mich der Pilot der anderen Maschine auf Englisch an und will wissen, ob wir ihn gesehen haben. Ich mache mir das gleich zunutze und frage ihn nach dem Pistenzustand und Wind in Valloire. Piste sei gut und kaum Wind, meint er. Eine sehr gute Information. Aber trotzdem überfliegen wir den Platz und checken die Lage. Über dem Altiport ist das Tal auch gerade so breit genug, dass man 180° umdrehen kann. Zumindest als UL.
Nach dem Überflug geht es zurück nach Norden bis zum Stadtbeginn von Valloire. Dann 180°-Kurve zurück nach Süden in den Endanflug auf die Piste 18. Diese hat eine Dimension von 290x30m. Die ersten 100m sind Gras, dann folgt grober Asphalt. Bis zum Plateau am Ende steigt sie mit 9% an. Durchstarten und Abdrehen sind aufgrund der Talenge wie gewohnt nicht möglich. Der Breezer benötigt für die Landung lediglich die Hälfte der Bahn.
Vor Ort gibt es lediglich einen Hangar. Straßen und Häuser sind nicht weit vom Platz entfernt. Für eine halbe Stunde genießen wir das herbstliche Panorama.
Dann legen wir wieder los. Auch hier rollen wir kurz bis zur Kuppe vor, um zu sehen, dass die Piste frei ist. Dann zurück zum Beginn der Bahn, um keinen Meter zu verschenken. Denn 290m bei nur 9% Gefälle auf 5600ft Höhe sind nicht viel. Um 10.34 Uhr starten wir. Nach 190m, am Ende des Asphalts, lösen sich die Räder vom Boden. Ganz flach geht es hinaus ins Tal.
Als nächstes steht der Altiport Megève (LHFM) an. Die Flugzeit dorthin beträgt knapp 30 Minuten. Als ich mich vier Minuten südlich auf der Platzfrequenz anmelde, tut dies auch eine schweizerische Piper, allerdings von Norden kommend. Da ich das schweizerische Französisch nicht ganz verstanden habe, frage ich den Piloten, ob er Englisch kann. Natürlich kann das ein Schweizer und so ist dann schnell klar, dass er vor mir eintreffen und landen wird. Megève ist so etwas wie ein Einsteiger-Altiport. Hier auf 4830ft gibt es eine großzügige 625m lange Asphaltbahn, moderat mit 7-9% ansteigend. Ein Durchstarten und Abdrehen könnte hier unter günstigen Voraussetzungen sogar möglich sein.
In Megève gibt es ein genau vorgeschriebenes Anflugsverfahren, das genau einzuhalten ist. Zuerst nähert man sich vom Wegpunkt November kommend auf 5300ft der Piste 15 etwas westlich davon, dreht dann über dem Altiport knapp 180° zurück nach Norden, um dort einen Gegen-, Quer- und Endanflug auf die 15 zu vollführen.
Heute ist der Tower nicht besetzt, das heißt, die Landung kostet nichts. So besagt es die Regelung. Von Mègeve aus operiert u.a. Mont Blanc Helicopteres und auch der örtliche Aéro-Club hat hier seine Maschinen stationiert. Im Restaurant haben sich Schaulustige und Wanderer eingefunden. Das würde uns jetzt auch gefallen. Doch leider müssen wir gleich wieder weiter. Denn der Tag hat nicht mehr so viele Stunden bis zum Sonnenuntergang und wir haben noch viel Programm vor uns.
Da wir nun in die Schweiz fliegen, brauchen wir eine Zollkontrolle. Diese habe ich am Vortag (Minimum 24 Stunden vorher) beim französischen Zoll in Lyon per Email-Formular angemeldet. Allerdings war mir fast klar, dass nicht wirklich ein Beamter für eine Kontrolle zum Flugplatz kommen würde. Aber wir haben alles formelle erledigt und können nun starten. Mit einem kurzen Telefonanruf bei der DSNA lasse ich unseren Flugplan öffnen, denn ich bin mir nicht sicher, ob wir zeitnah Funkkontakt zur Flugsicherung bekommen werden. Da in Megève Flugbetrieb ist, heißt es genau auf den Funk zu hören und präzise Meldungen auf Französisch abzusetzen. Um 11.47 Uhr sind wir wieder in der Luft. Nun passieren wir den Mont Blanc auf seiner nördlichen Seite. Gewaltige Gletscherlandschaften bestimmen hier das Bild.
Dann sind wir in der Schweiz. Dort wollen wir den Flugplatz Saanen (LSGK) anfliegen. Aus Westen nähern wir uns dem Platz. Da es nur ein unkontrollierter Flugplatz ist, bekommen wir lediglich Basisinfos und müssen selbst auf Verkehr achten. Zusammen mit uns ist eine Pilatus PC-12 im Anflug. Diese aber deutlich schneller. Das Anflugsverfahren in Saanen verspricht auch einen schönen Panoramaanflug. Zunächst fliegt man knapp südlich an der in einem engen Tal gelegenen Bahn in 5000ft vorbei und dreht dann nahe an den Bergen nach Süden ins offene Gelände um die Stadt Gstaad, wo dann in den Gegen-, Quer- und Endanflug zur Piste 26 eingekurvt wird. Wirklich schöne Ausblicke auf die grüne schweizer Berglandschaft.
Nach der Landung auf der 1400m langen Asphaltbahn in 3307ft Höhe lassen wir uns den Flugplan bei der schweizerischen Flugsicherung Skyguide telefonisch schließen und tanken anschließend voll. Bei einem Literpreis von 3,20€ für AvGas tut das richtig weh. Aber wir brauchen den Sprit für unser nächstes Leg. Auch die sonstigen Preise haben schweizerische Dimensionen. 50€ müssen wir für den Einflug aus Frankreich zahlen, 50€ für den Ausflug nach Österreich. Die eigentliche Landegebühr dagegen ist mit 40€ moderat. Aber das war uns der Anflug und das Panorama wert. Die Einrichtungen hier sind gehobene Klasse. Erinnert an St. Moritz/Samedan. Den Zoll hatten wir am Vortag per PPR-Formular angemeldet (genauso wie den An- und Abflug, was verpflichtend ist), doch wie auch in Megève taucht für eine Kontrolle kein Beamter auf. Also erledigt.
Um 13.11 Uhr starten wir wieder. Aufpassen muss man in Saanen mit den Begräbnissen. Denn in der unmittelbaren Umgebung des Flugplatzes befindet sich der Friedhof. Auf der Webseite des Flugplatzes werden die Uhrzeiten der Begräbnisse angekündigt. Zu diesem Zeiten darf dann nicht gestartet oder gelandet werden.
Nach dem Take off auf der RWY 26 steigen die Berge relativ schnell steil an. Wir müssen daher etwas nach rechts ausweichen. Auch für den Überflug der Berge im Norden, wo sich der Gegenanflug zur Piste 08 befindet, müssen wir noch einen Vollkreis fliegen, um Höhe aufzubauen. Dann reicht es und wir können auf unseren Kurs eindrehen. Geneva Information öffnet unseren Flugplan. Vorbei am weltbekannten Eiger-Mönch-Jungfrau-Massiv geht es auf 11.000ft zum Grimselpass.
Der gesamte Alpenraum ist wolkenfrei. Von unserer Flughöhe aus hat man einen beeindruckenden Überblick über die gesamte Schweiz und deren Berge. Obwohl der Winter dieses Jahr schon einmal angeklopft hat, liegt nur auf den höchsten Bergen Schnee. Der Rest ist braun und karg.
Weiter geht es bis Chur. Wir sehen auch den Segnas Pass, wo im August 2018 die schweizer Ju-52 abstürzte. Dann fliegen wir über den Julierpass und vorbei am Piz Bernina. Nach St. Moritz/Samedan sind die Berge nicht mehr ganz so hoch. Und als wir bei der Zugspitze ankommen, müssen wir fast schon lachen. Denn nach den ganzen hochalpinen Highlights der letzten Stunden kommen uns die österreichischen und deutschen Berge nun richtig langweilig und klein vor. Den letzten Zwischenstopp machen wir in Innsbruck (LOWI).
Einerseits um den Sprit zu checken und um ggfs. nachzutanken und andererseits um die Zollformalitäten wegen der Einreise aus der Schweiz zu erledigen. Doch auch hier möchte uns keiner kontrollieren. Also gleich weiter zurück nach Kufstein.
Dort landen wir um 16.12 Uhr nach insgesamt 8:50 Airtime und beenden unsere Tour. Wir sind begeistert, dass es so unverhofft noch dieses Jahr geklappt hat und sind uns sicher, dass wir bald mal wieder eine ähnliche Tour machen werden.
Dieser Artikel erschien erstmals im Fliegermagazin 05/25.